Mittwoch, 12. Dezember 2012

1000 Funkel und der Zauber der Weihnacht



Riesige Pilze wachsen im Märchenwald. Diese machen 2012 eine neue Figur notwendig: den Pilz-Putzer. Das hier ist seine Hütte.


Gleich am Einlass von 1000 Funkel begrüßen Sonne und Mond die Besucher.
Können Kommerz und Kultur einvernehmlich einhergehen? Sie können. Was gerade in Dresden unter dem Namen 1000 Funkel als Erlebniswelt Weihnachten gerade stattfindet, beweist es. Doch was genau ist 1000 Funkel überhaupt? Jahrmarkt? Show-Spektakel? Gastronomie? Eine Art Weihnachts-Disneyworld? Nun, irgendwie ist es genau das Alles in Einem. Den kommerziellen Erfolg dieses Modells sollte man aus kultureller Sicht nicht verdammen. Denn: Unter der schönen Oberfläche aus funkelnden Sternen, surrenden Modelleisenbahnen und belebten Märchenfiguren steckt die kindliche Verzückung zu Weihnachten - quasi das Kernmotiv des Events. Die Zeltstadt 1000 Funkel weckt selbst im größten Festtagsmuffel weihnachtliche Emotionen.  Weihnachtskultur ist eben nicht nur die christliche Geschichte um die Geburt Jesu; zur Weihnachtskultur gehören auch Märchen, Glühwein, Bastelleien, Naschen usw. - kurzum alles was in uns das Weihnachtsgefühl auslöst.
Das gelingt den Veranstaltern mittels unzähliger aufwendiger Details. Im letzten Jahr gabs Kritik, die 2012 man beherzigt und konstruktiv umgesetzt hat: So wurden im Vergleich zum letzen Jahr mehr funkelnde Lichter in Szene gesetzt, die Auswahl der Händler sehr stark auf Weihnachten ausgerichtet und für ältere Besucher überall Sitzgelegenheiten für Pausen eingerichtet.

Moosmutzel oder Waldwuffel? Gar fantasievolle Figuren findet man im Märchenwald von 1000 Funkel.


Das hohe Niveau hat seinen Preis: täglich arbeitet eine Maschinierie aus 300 Mitarbeitern an der Umsetzung der Weihnachtsverzückung von 1000 Funkel. Dessen sollten sich Kritiker des Eintrittspreises bewusst sein.

Aus dem ganzen Gelände verteilt sind fantasievolle Märchenfiguren. Diese wurden eigens für 1000 Funkel angefertigt.


Sonntag, 2. Dezember 2012

Ein dampfendes lebendes Denkmal

Zum ersten Advent 2012 dampft, pfeift und stampft die alte Lokomotive 99608 durch das romantisch verschneite Schmiedeberg. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn dieser alte Dampfzug gehört eigentlich ins Museum. Wie gesagt: eigentlich. Doch glücklicherweise erleben (nicht nur) Eisenbahnfans die Dampfeisenbahnromantik live in Farbe.

Die Dampflokomotive 99608 Gattung IV K macht ihren Namen alle Ehre. Ein Besucher im Gespräch mit dem Eisenbahnführer vertieft.
Die alte Lokomotive kurz vor dem Andocken an die Wagons.


Zu verdanken ist das alles engagierten Menschen der IG Weißeritztalbahn e.V., der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft mbH, in Partnerschaft mit den Verkehrsverbund Oberelbe. 




In Sachsen ist das engste Schmalspur-Verkehrsnetz der Welt. Doch durch die Schäden des Jahrhunderhochwassers musste der Betrieb der Weißeritztalbahn eingestellt werden. Umso schöner ist es, dass Teile der Strecke erneuert und wiederbelebt worden sind. So bleibt das technische Denkmal auch für nachfolgende Generationen lebendig.



Freitag, 5. Oktober 2012

Künstler der Documenta 13: Sanja Ivekovic

Ein Denkmal den Eseln. Künstlerin: Sanja Ivekovic aus Zagreb

Der Esel: per Definition ein Lasttier. Eigenschaft: genügsam, stur; bösartige Zungen behaupten, dieser sei obendrein dumm.
Eben jenes symbolische Tier nutzte Sanja Ivekovic, eine Künstlerin aus Zagreb, für ihre Installation in der Neuen Galerie während der Documenta 13 in Kassel. In einer Vitrine stellt sie Spielzeugesel aus und kombiniert diese mit Namen von bekannten Menschen, welche Widerstand gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeiten geleistet haben. Darunter sind die Geschwister Hans und Sophie Scholl („Die Weiße Rose“), Bürgerrechtler Martin Luther King, die russische Journalistin Anna Politkowskaja oder Jan Palach, der sich aus Protest gegen die sowjetische Besatzung in Prag verbrannt hat. Aber Wandtafeln informieren auch über in Deutschland unbekannte Aktivisten, die gegen Apartheid, für ein freies Tibet, im antikolonialistischen Widerstand kämpften oder die auf dem Tahrir-Platz in Kairo getötet wurden. Eins haben die symbolisierten Menschen jedoch gemein: Sie sind alle tot.
Wie schön, dass die Künstlerin sie, und vor allem deren Widerspenstigkeit, würdigt.

Dienstag, 18. September 2012

Apfel-Leben schaffen im Konzentrationslager



 Konzeptkunst gab es auch schon, bevor diese als solche erkannt wurde.
Korbinian Aigner (1885-1966), der auch "Apfelpfarrer" genannt wurde, züchtete während seiner Inhaftierung in Dachau 4 neue Apfelsorten, denen er lakonische Namen gab, wie KZ-1, KZ-2, KZ-3 und KZ-4. Heute baut man nur noch KZ-3 an, nennt jedoch diese Sorte seit den 80er Jahren Korbinian-Apfel. Inhaftiert wurde der Pfarrer wegen seiner offenen Ablehnung des Nationalsozialismus.
Aigners KZ-Äpfel sind ein poetisches Symbol für den Holocaust, - quasi als Sündenfall der Moderne.

Aigner selbst hielt an dem Konzept Apfel fest:
Bis in die 60er Jahre hinein folgte er seinem ästhetischen Dogma und festigte Abbilder von Äpfeln und Birnen an, allein oder als Paar.

Sein Werk wurde nun auf der Documenta 13 in Kassel gewürdigt. Nicht nur, indem seine Apfel-Abbilder gezeigt wurden, sondern auch mit einem Korbinian-Apfelbaum, der in der Karlsaue gepflanzt wurde. 
Ein informelles Denkmal, welches sich nur dem offenbart, der sich mit seiner Geschichte auseinander gesetzt hat.


Donnerstag, 13. September 2012

Von Künstlern und anderen Gesellschaftskritikern


In Reih und Glied für den organisierten Widerstand, - symbolische Zelte der OCCUPY Bewegung vor den Besuchern der Documenta auf dem Friedrichsplatz.
Die Occupy-Aktivisten hatten eine neue Bühne für ihren Protest auf der Documenta in Kassel. Nun sind sie weg, seit dem 08. September. Beinahe seit Beginn der Documenta waren die Kapitalismus-Kritiker mit einer Stadt aus Zelten bei dieser Kunstausstellung vertreten.
Es begann mit 28 einfachen weißen Zelten, auf die 20 Begriffe wie Gier, Hochmut, Geiz und Neid geschrieben waren. Diese seien, nach eigener Darstellung, die „Grundübel der Zeit“. Die künstlerische Leiterin der Documenta, Carolyn Christov-Bakargiev, tolerierte es; was sonst, denn die Vertreibung der Occupy-Bewegung wäre wohl als Bummerang zurückgekommen. „Wir werden nicht veranlassen, dass die Zelte abgebaut werden“, verkündete die Sprecherin.

Die Documenta ist die weltweit wichtigste Ausstellung für zeitgenössische Kunst. Wer sie sehen will, muss sich sputen, denn läuft nur noch bis zum 16. September.










Dieses Kunstwerk will "Raum erobern"! Beitrag eines DOCUMENTA-Künstlers zur Occupy-Bewegung.
Eigentlich stellt er ja innen aus, was dann in etwa so aussieht:




Dienstag, 11. September 2012

White Bouncy Castle - Hüpfglück und Grauen

Eurphorisches Hüpfen mit Beigeschmack in Hellerau
Ein weißes Schloss; innen eine Bahn von fast vierzig Metern - das Kunstzentrum Hellerau hat seine Besucher eingeladen, Teil der Installation "White Bouncy Castle" zu sein. Hoch umschließt die Burg ihr Hüpfgelände, das Weiß strahlt eine surreale Kälte aus, der grollende Hintergrundsound erinnert eher an Horrorszenen als an spaßige Kindermusik. Die Besucher stürzen sich freudig ins hüpfende Getümmel. Erwachsene freuen sich, zusammen mit ihren Kindern den Hüpfspaß zu erleben. Sie tanzen, sie jauchzen, springen gegen Wände und laufen hüpfend die Bahn auf und ab.

Doch - in an der Wand sitzt ein dreijähriges Kind, dem die Atmosphäre Angst macht: das kalte Weiß, die drohende Soundkulisse, die hüpfverrückten Leute - all das verleiht der Burg eher den Charme einer zu groß geratenen Gummizelle.  Vergnügen und Wahnsinn gehen Hand in Hand. 

Vielleicht war das Kind der einzig aufmerksame Kunstrezipient an diesem Ort.

  

Samstag, 8. September 2012

Atheisten in die Kirche!


Intensiver Blick, definierter Torso: Ein Werk von atemberaubender Schönheit. Ein Adonis, der dem Gelde entwachsen scheint und sich wieder in diesem auflöst.
Eins Vorweg: Der Autor ist bekennender Atheist und hat auch vor, ein solcher zu bleiben. Und nein, ich bin nicht schwul, - was übrigens völlig wertfrei gemeint ist. Dies ist also kein religiöser Erweckungsruf; nein, es ist viel mehr: Es ist die Freude darüber, dass die moderne Kirchengemeinden Sankt Elisabeth in der Lage ist, tatsächlich Mut zur Kontroverse zu zeigen. Ein populäres Medienecho erfuhr die Gemeinde im Rahmen der Documenta 13 in Kassel. Das Bild der Holzfigur mit ausgebreiteten Armen, wie auf der Spitze des Kirchturmes steht, ging um die Welt. Es ist ein Werk des Künstlers Stephan Blankenhol, der just zeitgleich zur Documenta 13 in Kassel seine Ausstellung in der Kirche Sankt Elisabeth ausstellt. Ein kleiner Skandal, gehört doch der Künstler nicht zum offiziellen Kunstkanon der Documenta. Besucher stoßen also nur zufällig auf diese kleine kostenlose Ausstellung im Zentrum Kassels; diese jedoch gehört zweifellos zu den Höhepunkten des Documenta-Besuchs; auch wenn eben Stephan Blankenhol mit keiner Silbe in den Documenta-Unterlagen erwähnt wird.

Die Ausstellung zeigt mehrere Holzplastiken, die funktional im Gotteshaus eingerichtet wurden. Wie sonst üblich in der katholischen Kirche: Nackte müssen draußen bleiben, auch wenn es sich dabei nur um eine Holzfigur handelt. Dies tut dem Arrangement keinem Abbruch. Bedeutungsschwer blicken die Figuren; spannende Kompositionen; Neues auf traditionellen Plätzen; ein passives Kreuz, was aus 4 aktiv raumverdrängenden Platten geformt wird, aus denen Augen-Blicke uns treffen; Maria als fesche Brünette im figurbetonten Kleid; und viele mehr! All diese Dinge erwartet man überall, nur nicht in einer katholischen Kirche! Die Gemeinde beweist Mut und Kunstsinn; sodass selbst ich, der überzeugte Atheist, voller Begeisterung annerkennend und demütig meinen Hut ziehe.


Stephan Blankenhols überlebensgroßes (5,70m !)  Meisterwerk von 2009 "Sempre più..." aus Zedernholz. Passt irgendwie zu einer katholischen Kirche, wie es Sankt Elisabeth doch ist, da diese Plastik beinahe homophobe Gefühle weckt.


All-ansichtig bleibt diese Komposition zweier Platiken hochspannend, da im Besucher beim Umgehen des Werk zahlreiche bedeutendschwere Assoziationen geweckt werden. Der Titel dieses Werks von Stephan Blankenhol wirkt dagegen fast zu schlicht: "Großer Kopf und männliche Figur", ja, was sonst, würde doch jeder andere Titel die Assoziationskraft des Besuchers vernichten. Würde das Werk z.B. "Freunschaft" heißen oder "Ich", - wie viel würde es an Kraft verlieren? 

Schuss und Gegenschuss, wer blickt auf wen? Ich auf mich? Gegenwart auf Vergangenheit?

Kapellfigur der Sankt Elisabeth von Stephan Blankenhol


Menschliche Relief-Figuren ganz in der kirchlichen Tradition: die Heiligen im Stile des Gegenwartsmenschen. Warum nicht? Wurde nicht schon zuvor Maria in einer antiken Tunika, in einem gothischen Gewand und in barocker Pracht-Montur dargestellt?

Bilder-Komposition über dem Altarbild der Kirche Sankt Elisabeth. Ansicht von der höchsten Stufe der Galerie.





Donnerstag, 6. September 2012

Kohlrabi vom Pfeiler - oder: Wie man Nahrungsmittelverteilung gerechter macht

Gärtnern mal anders: Die Künstlerin Claire Pentecost zeigt, wie man Gemüße an Pfeilern anbaut, das spart Platz und schafft grüne Blickpunkte in dicht besiedelten Gegenden der Erde.

Erde als wertvollstes Gut - diesem Thema hat sich die Künstlerin Claire Pentecost genähert. Im Ottoneum, dieses Jahr Austellungsort während der Documenta, gestaltet sie die Eingangshalle und den Vorhof mit ihrer Interpretation von Landwirtschaftspolitik und Macht.




 Ihre Installation ist ambitioniert: Sie schlägt ein neues Wertesystem vor und eine neue gesellschaftliche Orientierung auf Grundlage des lebendigen Ackerbodens, quasi als Währing für jedermann.








Außerhalb des Ottoneums setzt sich die Installation fort: Dort hat Sie Pfeiler aufstellen lassen, diese mit Erde befüllt und demonstiert so intensiven Gemüseanbau, wie er in dicht besiedelten mit Landmangel gelebt weden könnte: aus den Pfeilern wächst Kohl, Salatköpfe, Kohlrabi, Bohnen, Gewürze etc.

Sie beweist: Alternativen sind möglich, wenn sie denn nur gewollt sind.

Mittwoch, 5. September 2012

Ritter und andere Träume auf der Documenta 13

Nedkos Drache für den Traumritter im Gebrüber-Grimm-Haus
Die Documenta 13 hat sich neben der Neuen Galerie auch zu einen eher mächenhaften Beitrag im Gebrüder-Grimm-Haus hinreißen lassen. Hier stellt der bulgarische Konzept-Künstler Nedko Solakov seinen Beitrag aus. Er ist einer der wenigen Künstler, welcher dem Betrachter auch gestige Anhaltspunkte zu seinem Werk mit auf dem Weg gibt. Gleich eingangs der Installation findet der Besucher Zettel in verschiedenen Sprachen. In diesen beschreibt der Künstler, wie verschiedene Träume in ihm reiften. Der war der Jugendtraum, Schlagzeuger in einer Rockband zu werden. Da war der Erwachsenen-Traum nach Ritterlichkeit. Da war der Kindertraum nach Spielzeug, im Speziellen nach den viel zu teuren Helikoptern.


Nun hat er seine Träume für die Documenta 13 Wirklichkeit werden lassen. So spielte er als Ritter in einer Rockband Schlagzeug und lässt anschließend einen Helikopter von seinem ritterlichen Arm aus starten. Die amüsante Dokumentation dieses Ereignisses kann der Besucher in einer Endlosschleife auf einer Leinwand folgen. In den Räumen vertreut sind Reliquien der Träume: die Rüstung, das Schlagzeug, die Helikopter - doch dabei belässt er es nicht: die Märcheninstallation wird in Form von Texten, Zeichnungen, Malerein, Fotografien etc. ausgesponnen.

Und was nehmen wir, die Betrachter, davon mit?

 Wohl eine Erkenntnis, die man nicht treffender als der Künstler selbst formuliert hat:

"Am Ende wird auch klar sein, ob ich jetzt - nachdem ich die meisten meiner Träume verwirklicht habe - glücklicher bin, obwohl ich vermute, dass Sie die Antwort bereits kennen.



Ich hätte sie in meinen Kopf lassen sollen, diese Träume, wo sie auf immer und ewig glücklich hätten leben können. Vielleicht."





Mittwoch, 29. August 2012

Pause von der Kunst

Die Karlsaue in Kassel: Ein Ort der Entspannung, - nicht nur für die Besucher der Documenta 13.

Noch läuft Sie - die Documenta 13 in Kassel, die weltweit wichtigste Kunstschau zur Modernen Kunst. Doch ehe wir uns der aufregenden Kunst widmen, lenken wir den Blick an die Nebenschauplätze der Documenta. Motto der Documenta 13: Kunst für alle, also auch Kinder, Tiere, etc. So verwundert es nicht, das ein erheblicher Teil der Kunst raus aus dem Museum angesiedelt wurde: in die Karlsaue.

Aus dieser und den Hauptschauplätzen der Documenta werden wir in den nächsten Tagen berichten.

Alles im grünen Bereich. Bei all der flirrenden Kunst, tut es den Augen gut, sich beim Anblick der Karlsaue in Kassel zu entspannen.

Wunderwelten und wogendes Grün: Was aussieht wie Natur ist doch hier nur von Menschenhand geschaffen. Streng genommen ist Landschaftgestaltung auch eine Ausdrucksform der Kunst - und zwar eine die gut gelingen kann, wie man am Beispiel der Karlsaue sieht.
Noch eine Ansicht der Karlsaue in Kassel - hier im Bild nicht sichtbar: rund 55 Kunstwerke sind zur Documenta 13 hier in der Karlsaue ausgestellt, teils öffentlich zugänglich, teils nur für zahlende Besucher.

Donnerstag, 23. August 2012

Kommerzielle Unterhaltungskultur


3D-Projektion zum dresnder Stadtfest 2012 am Zwinger

Seit einiger Zeit gibt es ein neues Phänomen: Da wird was an eine Fassade projeziert; ach - und das sieht spektakulär aus! Einfach toll! Unglaublich!

Und wenn die bunten Bilder über die Hauswand flackern, dann ist das gleich ein Großereignis; muss ja, wer soll das denn sonst bezahlen? Es muss ja irgendwie bezahlt werden, sonst braucht man das ganze ja nicht machen.

Das treibt dann so irre Blüten, dass dafür private Sponsoren einspringen bzw. sich bereitwillig erklären, zu öffentlichen Projekten beizutragen. Wie neulich beim Dresdner Stadtfest, als niemand Geringeres als Intel den geheimen Höhepunkt des Stadtfestes boten: eine ca. 40 min Effektberieslung auf dem dresdner Zwinger.


Dorf und Stadt, Alot und Jung waren auf dem Theaterplatz zusammen gekommen, um dieser Spektakulären Werbeveranstaltung beizuwohnen.

Wer's verpasst hat, der kann sich die Show hier ansehen:
3D Projektion am Zwinger zum dresdner Stadtfest 2012

Schön und gut. Unterhaltung ist schließlich auch eine Kultur. Es muss ja nicht alles unbedingt Hochkultur sein; - wer wöllte das? Und doch, - trotz aller perfekt abgestimmten Effekte, irgendwann ist es - ermüdend. Ohne roten Faden, ohne Story, ohne dem gewissen Etwas, was uns doch was sagen soll, verhungert der Geist im bunten Lichternebel. Was fehlt ist der Anspruch an das Publikum, die Zumutung, es zum Mitdenken herauszufordern. Und schließlich das unterscheidet Kultur vom gebieterischen Kommerz.


Dienstag, 14. August 2012

Die Kunst des Schreibens: Nachbetrachtung zur Weltausstellung "The Art of Writing" in Wiesbaden


2011 fand in Wiesbaden ein faszinierendes Projekt statt: „The Art of Writing”! Diese Weltasustellung stellte aktuelle Positionen der künstlerischen Avantgarde Chinas, Europas und der arabischen Welt gegenüber. Schreiben als Ausdruck künstlerischen Schaffens: Eine Ausstellung wie diese war längst überfällig. Denn vor allem in Japan, China, Korea und den Ländern wie Irak, Iran, Syrien, Palästina, Ägypten, den Emiraten und Marokko oder Algerien gilt Schreiben als „Mutter aller Künste”. Ebenso in Europa: Es gibt es eine Reihe bedeutender Künstler, für die Schreiben das adäquate Ausdrucksmittel darstellt. Schon Mitte des 20. Jahrhunderts fand ein künstlerischer Austausch statt, wo ein Teil der Künstler der Art Informel engen Kontakt zu Asien suchte. Ein Phänomen dabei ist, dass sich erst jetzt die Künstler des Nahen und Fernen Ostens von dem Korsett der vorgeschriebenen Zeichenfigurationen befreien und auf der Suche nach ihrer eigenen Identität eine neue abstrakte Kunstform schaffen. Die Präsentation zeigte Werke von höchster Qualität, wollte jedoch nicht lediglich eine Schau von Spitzenwerken zusammenstellen. Stets wollte man ein bestimmtes Phänomen veranschaulichen und dem Betrachter näher bringen. Die künstlerischen Berührungen, Überschneidungen, Adaptionen mit anderen Kulturen zeigen: Es gibt eine Weltsprache geschriebener Kunst. Eine Gegenüberstellung dieser Art hat es bisher nicht gegeben. Die im Rahmen der Ausstellung erschienende Publikation zeigt auch die Kraft, die diese Kunstform aus ihren Ursprüngen und Entwicklungen zieht.


Auf eine Fortsetzung dieser Kunstreihe darf man hoffen. Aus Quellen der Organisatoren wissen wir, das möglicherweise 2014 in Istanbul die nächste Weltausstellung zu "The Art of Writing" stattfinden wird. Hoffen wir, das dieses Projekt zustande kommt.

Samstag, 11. August 2012

Tanzen und Saufen mit historischem Niveau

Foto: Spaß mit nackter Haut und Artistik, die Gaukler geben alles, um das unterhaltungsverwöhnte Publikum zu begeistern.

Das Mittelalterlich Phantasie Spectaculum®, kurz MPS genannt, ist offiziell das größte reisende Mittelalter Kultur Festival der Welt. Seit April zieht es von Ort zu Ort und beglückt Mittelalter- und sonstige Fans. Bis Anfang Oktober ist der Trupp unterwegs. An fast jedem Wochenende wirken bis zu 2500 Teilnehmer mit, die mit bis zu 1000 Zelten, Ständen und Installationen für ein buntes Treiben sorgen. Sie entführen die Gäste in die phantasievolle Welt des Mittelalters. Die Festivalatmosphäre, mit ihren phantastischen und facettenreichen Unterhaltungsprogramm und vielen Handwerkern, Händlern und Heerlagern ist wahrlich berauschend.

Je ferner es rückt, desto faszinierender scheint das Mittelalter zu sein; wie sonst will man diese wachsende Subkultur, die doch eigentlich längst Mainstream ist erklären? Es ist zweifelhaft, ob der mittelalterliche Mensch ähnlich romantische Gefühle für seine Epoche hegte. Sicher ist, sie hatten bei weitem nicht so viel Spaß am Mittelalter, wie wir modernen Menschen.

Foto: Die einen nennen es Kulisse, die anderen Kunst. Mit eindrucksvollen Kostümen wandeln diese Gestalten (Waldmenschen) über das Festgelände und versetzen uns in Staunen.


Montag, 6. August 2012

Ein Schloss für eine Leinwand

Und wieder ist es ein schutzbedürftiges Tierchen, welches in Dresden für Furore sorgte: Diesmal war es nicht die "Hufeisennase", bekannt aus dem dresdner Brückenstreit, sondern der "Wachtelkönig". Das jährliche Feuerwerk des Schlössernacht wurde aus Naturschutzgründen abgesagt. Die Wachtekönigin pflegt in Ruhe zu brüten. 



Als Ersatz für das ausgefallene Feuerwerk wurden noch mehr Künstler und Musestätten auf dem Gelände der Schlössernacht dargeboten. Die künstlerische Leiterin Sylvia Grodd. „Nach der Absage des Feuerwerks hatten wir das Bühnenprogramm von 200 auf 250 Künstler aufgestockt, und
sie haben wirklich ein musikalisches Feuerwerk gezaubert und die Menschen begeistert.
Vielerorts gab es ganz viel Nähe zwischen den Künstlern und Besuchern – und damit Gänsehaut für uns als Veranstalter.“
Zu vorgerückter Stunde sorgten die fantastischen Projektionen am Schloss Albrechtsberg
für einen besonderen Höhepunkt. Hier beobachten die Besucher mit Staunen, wie die Videoprojektionen die Fassade scheinbar in Bewegung versetzten. Konzipiert als eine Reise durch die Jahreszeiten wuchsen Bäume in den Himmel, huschten Schmetterlinge über die Mauern, brachte ein Herbststurm die Fassade zum Bröckeln, rieselten Schneeflocken leise herunter.